Wie wird man eigentlich vegan?

Spoiler-Alert: ich bin nicht vegetarisch und schon gar nicht vegan auf die Welt gekommen. Wenn mir vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, dass ich einmal vegan sein würde, hätte ich laut aufgelacht. Ich, vegan? Sehr lustig. Als würde ich mich jemals von Fleisch, Fisch, Eiern und VOR ALLEM Käse trennen wollen. Lächerlich.

Wer hätte gedacht (ich mal sicher nicht), dass es dann doch so weit kommt: seit Anfang 2018 gehöre ich wirklich zu diesen nervigen VeganerInnen.

Und jetzt 2 Jahre into my vegan journey werde ich oft gefragt, wie das eigentlich war. Also das mit dem vegan werden. Viele erwarten sich dann so eine Geschichte über einen lebensverändernden Moment der Erkenntnis und Erleuchtung, in dem ich mich aus tiefster Tier-, Planeten- und Selbstliebe auf einmal dazu entschied, allem Tierischen den Rücken zu kehren.

Leider hab ich so eine spannende Geschichte nicht auf Lager, weil bei mir alles so abgelaufen ist, wie es bei den meisten Veganern abgelaufen ist: ziemlich unspektakulär.

22 Jahre lang war ich Fleischesserin, hab Milchprodukte konsumiert, Fisch geliebt und mir das ein oder andere Spiegelei gebraten. Ich hab Gemüse und Obst schon immer sehr gerne gegessen, aber wirklich Gedanken darüber, wo die Sachen auf meinem Teller herkommen, hab ich mir nie gemacht.

Auch als 2011 mein Bruder und meine Mama Pescetarier geworden sind (heißt sie essen kein Fleisch = Säugetiere + Geflügel, aber dafür Fisch), hat mich das nicht davon abgehalten, mir 6 Jahre lang weiterhin regelmäßig tote Tiere zu gönnen. Ich war zwar nie so der extreme Fleischfan, aber Rindsroulade, Schweinsbraten, Lasagne und Bratwürstel gehörten für mich einfach dazu.

Obwohl ich nach meinem Umzug nach Innsbruck (ursprüngliche Oberösterreicherin hier) meinen Fleischkonsum stark zurückschraubte, wollte ich absolut keine Vegetarierin werden. Ich wollte mich nicht (selber) einschränken und sah keinen Grund, wieso ich auf irgendwas verzichten sollte.

Weil ich dann angefangen habe, mich mehr mit Ernährung auseinanderzusetzen und mehr auf meinen Körper zu schauen, wurde mir aber auf einmal Milch ein wenig suspekt. Ein Produkt, das kleine Kälbchen zu riesigen Kühen aufziehen soll, soll für Menschen gesund sein und mir bei meinen Fitnesszielen helfen? Kam mir sehr unlogisch vor. Also strich ich Kuhmilch von meinem Speiseplan und trank ab da fast nur mehr Mandelmilch (man merke an: Joghurt und Käse konsumierte ich noch in Maßen = Massen, not gonna lie).

Ende 2016 begann ich mir dann auch mehr Gedanken über mein Verhältnis zu Fleisch zu machen. Nachdem ich die Doku „Cowspiracy“ auf Netflix angesehen hatte, hab ich dann entschieden: mit Fleisch ist jetzt Schluss.
Also begann ich das Jahr 2017 als Pescetarierin. Falls jetzt ein Aufschrei kommt von wegen „aber Fische sind doch auch Tiere, wieso hast du dann noch Fisch gegessen?“: ganz ehrlich, ich habs nicht wegen den Tieren gemacht. Meine Beweggründe mit Fleisch aufzuhören waren einerseits die Umwelt und andererseits meine eigene Gesundheit. Ich könnte euch und mir da jetzt viel einreden und so tun, als wär ich so ein tierlieber Mensch gewesen. Aber Fakt ist, die Tiere waren mir zu diesem Zeitpunkt scheiß egal.

Meiner Entscheidung folgte ein fleischloses Jahr mit zwar sehr viel Obst und Gemüse, aber auch sehr viel Lachs, Thunfisch, Eier, Joghurt und (SEHR VIEL) Käse. Not so fun fact: der Grund, wieso sich die vegetarische Ernährung leider vergleichsweise noch sehr negativ auf die Umwelt auswirkt ist der Umstand, dass viele Vegetarier, in meinem Fall Pescetarier, ihren fehlenden Fleischkonsum mit anderen Tierprodukten ausgleichen, die aber auch eine negative Ökobilanz aufweisen.
Ich will damit auf keinen Fall sagen, dass es mir mit dieser Ernährungsweise nicht gut ging. Ich war sehr happy, lebte in meinen damaligen Augen sehr gesund und freute mich gleichzeitig über den positiven Effekt auf die Umwelt.

Ich bin aber so ein Mensch, der sich immer eine neue Challenge suchen muss, weil mir sonst langweilig wird. Also hab ich mir Ende 2017 gedacht: „hm, was könnt ich jetzt machen? Werd ich doch einfach mal vegan“. Kein „Heureka“-Moment, kein einschneidendes Erlebnis. Einfach nur ein Ernährungs-Experiment, das zu meiner eigenen Verwunderung aufgegangen ist. Trotz einiger weniger „Slip-Ups“ im ersten halben Jahr – teilweise bewusst, teilweise unbewusst – kann ich 2 Jahre später sagen, dass ich (zumindest ernährungstechnisch) zum heutigen Zeitpunkt 100% vegan bin. UND ICH LIEBE ES!! Ich hätte mir ehrlich gesagt nicht gedacht, wie gut es mir mit dieser Ernährungsweise geht und wie dieser Lebenswandel mein eigenes Bewusstsein verändert hat.

In meinen 2 veganen Jahren hab ich sehr viel gelesen, gesehen und vor allem in trial and error gelernt übers vegan sein. Und diesen Erfahrungsschatz versuch ich jetzt irgendwie mit der Welt zu teilen. Obwohl ich keine Ahnung hab, ob das überhaupt wen interessiert. Ha joke‘s on you, meine Mama wirds fix lesen. Also Mama, danke dass du mit dabei bist, ich hoffe, dir gefällts ❤

Besos,


Hinterlasse einen Kommentar