Veganismus beschreibt einen Lebensstil, der neben dem Konsum von Salat und geschmacklosen Sojaprodukten, vor allem das Anprangern des Fehlverhaltens moralisch verkommener Mitmenschen und das Verfassen von besserwisserischen Blogs beinhaltet. Okay, Scherz natürlich (abgesehen vom letzten Punkt haha).
Der Begriff „vegan“ ist ja mittlerweile für den Großteil der Bevölkerung kein Fremdwort mehr. Trotzdem treffe ich immer wieder auf Menschen, die sich nicht ganz darüber im Klaren sind, was es eigentlich heißt, vegan zu leben. Normalerweise würde ich sagen, „Hallo, kennst du Google?!“, aber heute will ich mal nicht so sein. Bin auch manchmal nett 🙂

Also jetzt mal im Ernst.
Die „Vegan Society“ definierte bei Ihrer Gründung 1979 Veganismus wie folgt:
Veganismus ist eine Lebensweise, die versucht – soweit wie praktisch durchführbar – alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden; und in weiterer Folge die Entwicklung und Verwendung von tierfreien Alternativen zu Gunsten von Mensch, Tier und Umwelt fördert. In Bezug auf die Ernährung bedeutet dies den Verzicht auf alle Produkte, die zur Gänze oder teilweise von Tieren gewonnen werden.
So viel zum Offiziellen. Aber natürlich muss ich das jetzt noch näher erläutern (sonst hättet ihr das alles wirklich nur googlen können).
Plant based vs. Vegan
Laut der oben beschriebenen Definition unterscheidet sich der Veganismus vom sogenannten „plant based lifestyle“. Dieser beinhaltet nur den Fokus auf die vegane Ernährung, während der Veganismus auf alle Lebensbereiche ausgeweitet wird. Dazu gehört, wie schon beschrieben, auch Kleidung sowie die Verwendung tierischer Inhaltsstoffe in Kosmetika und auch die Unterhaltungsindustrie.
Das heißt, VeganerInnen (hello, it’s me) versuchen so gut wie möglich auf folgende Dinge zu verzichten:
Ernährung:
- Fleisch (dazu gehört auch Gelatine)
- Fisch
- Milchprodukte
- Eier
- Honig
Kleidung:
- Leder
- Wolle
- Pelz
- Seide
- Daunen
- etc.
Kosmetika:
- Produkte mit tierischen Inhaltsstoffen
- Produkte, die an Tieren getestet wurden
Entertainment:
- Zirkusse, in denen Tiere eingesetzt werden
- Tierparks und Zoos
- Ponyreiten
- etc.
Klingt jetzt für den Nicht-Veganer vor allem im Bereich der Ernährung wie eine ganz lange Liste an super leckeren Sachen, die man aufgeben muss. Den Satz „Da hat man ja gar keinen Spaß mehr im Leben“ hab ich schon öfter gehört und wenn ich ehrlich bin, auch öfter gedacht als ich noch Fleisch gegessen hab.
Auch wenn es stimmt, dass man auf all die Dinge, die ich gerade aufgezählt hab, verzichten muss/soll/will (letzteres vor allem), heißt das nicht, dass das eine reale Einschränkung darstellt. Mir persönlich hat der Verzicht auf tierische Produkte eine Welt eröffnet, die ich so nie gekannt habe. Es gibt so viele unterschiedliche und wunderbare Gemüsesorten, Früchte, Nüsse, Samen, Hülsenfrüchte und Getreidearten. So viele, die ich davor nicht einmal benennen konnte und auch wahrscheinlich nie probiert hätte. Außerdem gibt es mittlerweile für (fast) alle tierischen Produkte irgendeinen Ersatz, der in vielen Fällen zwar nicht wirklich, in manchen aber schon sehr, sehr nahe an das Original herankommt.
Kulinarischer Genuss geht durchs vegan sein nicht verloren. Für mich ist eher das Gegenteil der Fall und ich esse jetzt fast noch viel lieber als davor #noregrets.

Ich bin momentan in so einer Übergangsphase zwischen „plant based“ und Vollblut-vegan. Während die Ernährungsumstellung für mich vergleichsweise leicht war, ist es trotzdem eine Herausforderung, alle Lebensbereiche mit meinen eigenen Gewohnheiten und Vorlieben umzukrempeln. So kann ich zum Beispiel im Alltag ohne Probleme auf Pelz und Seide verzichten, bei Wolle und Leder wird es aber leider ein wenig schwieriger. Gleichzeitig findet man beispielsweise bei Kosmetika mittlerweile sehr viele vegane Optionen, trotzdem kann die Umstellung auf neue Produkte kostenintensiv und aufwändig sein.
Es gibt sicher Menschen, die den Umstieg auf einen komplett veganen Lebensstil schneller geschafft haben. Ich lasse mir aber selber die Freiheit diesen Prozess schrittweise und damit für mich auch nachhaltiger zu gestalten. Ich finde, dass man sich bei solchen Sachen nicht unter Druck setzen lassen darf. You do you.

So viel zur Definition und zu meinem eigenen Zugang zum Veganismus.
Als Abschluss will ich noch anmerken, dass mir vollkommen klar ist, dass nicht jeder vegan werden kann oder will. Aber egal ob reduzierter Fleischkonsum, Verzicht auf Milchprodukte oder der Umstieg auf vegane Kosmetika, jede Kleinigkeit und jede Veränderung ist ein Schritt in die (in meinen Augen) richtige Richtung und absolut unterstützenswert. (Außerdem steigt so die Nachfrage nach veganen Produkten und somit auch das Angebot, was für mich natürlich suuuper ist 😉 wenn nicht für die Tiere, macht es zumindest für mich ❤ thanks).
Besos,
