Es gibt keine guten Gründe fürs vegan sein. Das war hundertprozentig meine Einstellung als ich noch großer Fan war von Fleisch, Fisch und VOR ALLEM Käse (ich muss das immer extra betonen, damit ihr auch wisst, welche Ausmaße meine Käsesucht wirklich gehabt hat).
Auch wenn meine Entscheidung für den veganen Lebensstil eher aus einer Laune heraus passiert ist, sind es mittlerweile 5 Gründe, die mich weiterhin dazu motivieren vegan zu bleiben und die ich mir in Erinnerung rufe, wenn ich mal gefährdet bin, rückfällig zu werden (bin leider auch nicht perfekt, schwer zu glauben, I know).
WARNUNG: ich halte mich hier nicht zurück. Also falls ihr noch tierische Produkte konsumiert und das auch weiterhin vorhabt, überlegt euch bitte gut, ob ihr das jetzt lesen wollt. No judgement, I get it, I used to be you.
Also los gehts, hier sind die 5 Gründe, wieso vegan sein vielleicht gar nicht so verkehrt ist:
Die Umwelt
Viele Studien belegen, dass die Produktion von tierischen Lebensmitteln einen großen negativen Einfluss auf das Klima und auf die persönliche CO2-Bilanz hat. Vergleicht man ein Gramm Eiweiß aus Rindfleisch mit einem Gramm Eiweiß aus Sojabohnen, so wird bei der Rindfleisch-Produktion 70% mehr CO2 freigesetzt als bei der Soja-Produktion. Experten gehen davon aus, dass 60% der weltweiten Treibhausgase durch die Produktion tierischer Lebensmittel verursacht wird. [1]

Mit einer Reduktion von Rindfleisch bzw. mit dem Umstieg auf eine vegetarische Ernährung kann man schon einiges ausrichten. Ein Kilogramm Rindfleisch erzeugt nämlich stolze 13 kg CO2-Äquivalente (= Treibhausgase), für Schweine- bzw. Hühnerfleisch sind es nur mehr knapp 3,3 kg CO2-Ä, während Milch bei 1,5 kg und Käse bei 8,5 kg CO2-Ä liegen (Butter ist mit 24 kg CO2-Ä sogar noch schädlicher als Rindfleisch – wer Butter kiloweise konsumiert, hat aber sowieso andere Probleme). [2]
Die vegane Lebensweise ist aber erwiesenermaßen die klima- und umweltfreundlichste. Für die meisten Gemüse- und Getreidesorten liegt die CO2-Ä Menge bei unter 1 kg [3] und der eigene ökologische Fußabdruck kann sich durch den Umstieg von einer fleischlastigen (omnivoren) auf eine vegane Ernährung um bis zu 73% verringern. [4]
Neben der CO2-Belastung durch die Nutztierhaltung und -verarbeitung an sich, gibt es aber noch weitere Faktoren, die tierische Produkte so schädlich machen für die Umwelt.
- Wasserverbrauch

In der Tierhaltung und der Verarbeitung müssen große Mengen an Wasser eingesetzt werden. Während in der Landwirtschaft pro Kilogramm Gemüse ca. 320 Liter Wasser und pro Kilogramm Obst ca. 960 Liter verbraucht werden, ist der Wassereinsatz bei Tierprodukten sehr viel höher. Die Produktion von einem Kilogramm Hühnerfleisch benötigt über 4.300 Liter Wasser, bei Schweinefleisch sind es fast 6.000 Liter und bei Rindfleisch unglaubliche 15.400 Liter Wasser pro Kilogramm. [5] Während ein Liter Milch mit 100 Liter Wasser einen relativ niedrigen Verbrauch aufweist [6], werden für ein Kilogramm Käse schon 5.000 Liter Wasser benötigt. [7] Zwar gibt es auch pflanzliche Lebensmittel, die viel Wasser verbrauchen, wie zum Beispiel Nüsse mit knapp 9.000 Liter Wasser. Mittlerweile gibt es aber Schätzungen, die davon ausgehen, dass nicht nur 70% des weltweiten Wasserverbrauchs in die Landwirtschaft fließen, sondern dass ein Drittel davon mit der Produktion von tierischen Lebensmitteln in Zusammenhang steht. [8]
- Grundwasserverschmutzung

Auch das Grundwasser bleibt von der Tierhaltung und Verarbeitung nicht unbeeinflusst. Der Mist den die gehaltenen Nutztiere produzieren, die Überbleibsel einer Schlachtung sowie sonstige Abwässer müssen irgendwie entsorgt werden. In vielen Teilen der Welt passiert das leider nicht, wie man vielleicht hoffen würde, über umweltschonende Wege, sondern einfach sehr pragmatisch über lokale Gewässer. Auch wird der Tiermist häufig als günstiger Dünger für die Landwirtschaft verwendet.
Somit gelangen Dinge in unser Grundwasser, die nicht unbedingt förderlich sind für die Umwelt. Dazu gehören Chemikalien wie Stickstoff und Phosphor aus Düngemitteln und Tierexkrementen, Pestizide, Krankheitserreger wie E. Coli Bakterien, Metalle wie Selen und (speziell aus der Massentierhaltung) Antibiotika-Rückstände und Hormonzusätze. All diese Schadstoffe verschmutzen das Grundwasser und führen zu Schäden an Natur, Tieren und Menschen. [9]
- Rodungen bzw. Landnutzung

Die Viehhaltung ist laut der UNO der größte Nutzer von Landressourcen. Dazu gehört nicht nur das genutzte Weideland, sondern vor allem der Anbau von Futtermitteln, der sehr große Flächen Land einnimmt. Mehr als 80% des weltweit angebauten Sojas wird zur Tierfütterung verwendet. [7] Um weiterhin diesen Anbau zu garantieren bzw. diesen auszuweiten, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, müssen häufig große Waldflächen wie z.B. von Regenwäldern in Südamerika gerodet werden (wodurch auch CO2 in großen Mengen freigesetzt wird). Darüber hinaus werden durch den Anbau von Monokulturen andere Pflanzenarten und dadurch Lebensräume für verschiedenste Tierarten verdrängt. Zusätzlich werden auch die Böden und die Umwelt durch den Einsatz von Pestiziden vergiftet, wodurch der lokalen Bevölkerung und anderen Lebewesen erheblich geschadet wird. [10]
- Abgase

Ein auf den ersten Blick irgendwie lustiges Thema, aber bei genauerer Betrachtung leider ein echtes Problem sind die Abgase, die Kühe und andere Wiederkäuer bei der Verdauung ausstoßen. Eine einzelne Kuh produziert zwischen 70 und 120 kg Methan im Jahr. Wenn man den Ausstoß von 1,4 Milliarden Kühe aufsummiert, wird einem das Ausmaß der Umweltbelastung erst bewusst. 37% des durch den Mensch verursachten Methan-Aufkommens stammt damit aus der Rinderzucht und Milchwirtschaft. [11]
- Überfischung

Durch die Kommerzialisierung des Fischfangs und die immer weiter steigende Nachfrage, besteht in vielen Gewässern die Gefahr der Überfischung. Zwar gibt es in der EU seit 2013 stärkere Regelungen, damit vor allem Jungtiere vom Fang verschont bleiben und die Fangmengen beschränkt werden können. Aber trotz dieser Maßnahmen, sind weltweit sehr viele Fischbestände von Überfischung bedroht. Dazu gehören beispielsweise der Hering und Dorsch in der Ostsee [12] oder der Thunfisch, der schon zu 60% als überfischt gilt. [13]
Die Gesundheit
Zu den gesundheitlichen Aspekten von Tierprodukten gibt es so viele unterschiedliche und teilweise gegensätzliche Meinungen, dass oft sogar gut informierte Menschen nicht mehr genau wissen, was denn jetzt eigentlich stimmt. Einerseits wird behauptet, dass zum Beispiel Eier, Milch oder Hühnerfleisch zu einer gesunden Ernährung dazugehören. Andererseits gibt es mittlerweile viele Studien und Experten, die das genaue Gegenteil behaupten. Nämlich dass tierische Produkte dem menschlichen Körper schaden.
Neben Diskussionen über gesättigte Fettsäuren, Hormonbelastung und Cholesterin, sind es vor allem Produkte aus der Massentierhaltung, die für ihre gesundheitsschädlichen Auswirkungen stark unter Kritik stehen.
Den Nutztieren werden Antibiotika verabreicht, sie werden teilweise misshandelt und unter unwürdigen Umständen gehalten, entwickeln dadurch oftmals Krankheiten oder Infektionen (Tumore, Salmonellen, Schweinegrippe, etc.) [14] und die Schlachtung/Tötung (im Falle der Fleischproduktion) stellt eine enorme Stresssituation dar. Die verabreichten Medikamente, das krankheitsbefallene Gewebe und die von den Tieren ausgeschütteten Stresshormone werden an den Konsumenten in Form von Fleisch, Milch oder Eiern weitergegeben. [15] [16] Bei der Fischzucht kommt noch dazu, dass die Fische neben den verabreichten Antibiotika auch oft eine hohe Schwermetallbelastung aufweisen (vor allem Thunfisch). [17]
Von Antibiotikaresistenzen bis Hormonstörungen werden mittlerweile einige gesundheitliche Beschwerden auf den Konsum von Tierprodukten zurückgeführt. [18]

Natürlich gibt es auch ein großes Angebot an Bio-Produkten, wo einem diese Gesundheitsbelastung teilweise erspart bleibt. Allerdings gibt es immer mehr Studien, die behaupten, dass Tierprodukte an sich gesundheitsschädlich sind. Tierische Lebensmittel stehen schon länger unter Verdacht einen beträchtlichen Anteil an der Entstehung und Verschlimmerung aller Zivilisationskrankheiten (Krebs, Herzinfarkt, Adipositas, Alzheimer, Diabetes, etc.) zu haben. Zwar wurde dazu in meinen Augen noch nicht genug geforscht, allerdings gibt es zu dem Thema schon einiges an interessanter Literatur („The China Study“ kann ich dazu empfehlen). [19]
Der Tierschutz

Die offensichtlichsten Leidtragenden des Konsums tierischer Lebensmittel sind klarerweise die Tiere selbst. Obwohl der Tierschutz für mich zu anfangs kein Thema war, hat sich meine Empathie für die betroffenen Lebewesen in den letzten zwei Jahren so sehr verstärkt, dass das Tierwohl zu einem meiner Hauptmotivatoren meines veganen Lebensstils geworden ist (da ich nie so der extrem tierliebe Mensch war, kam das eher überraschend für mich).
In der Massenproduktion beginnt das Tierleid schon bei der Geburt, wo neugeborene Nutztiere ihren Müttern weggenommen und entweder in die Industrie gebracht oder vernichtet werden. Danach steht den meisten Tieren ein im Vergleich zur Natur sehr kurzes Leben bevor. Eingepfercht in zu kleinen Käfigen und Ställen, meist ohne Sonnenlicht, ohne Raum zum Bewegen werden diese Tiere ausgenutzt, leiden ihr ganzes Leben lang, bis sie – „humane“ Schlachtung hin oder her – am Ende getötet werden. Das gilt für die Fleischindustrie genauso wie für alle anderen tierverarbeitenden Industrien.
Denn auch die Milch- und Eierindustrie sind was Tierleid betrifft keine Unschuldigen. Weibliche Kühe werden zwangsgeschwängert, ihnen wird unmittelbar nach dem Gebären das Kalb entrissen und sie werden – so lange sie es gesundheitlich schaffen – zur Milchproduktion missbraucht. Ihr Aufenthalt in den meist unwürdigen und grausamen Lebensumständen dauert oft nur wenige Jahre bis sie zum Schlachter kommen; die Lebenserwartung von Kühen liegt normalerweise bei 20 Jahren.
Auch in der Eierproduktion sind die Hühner auf engstem Raum zusammengesperrt, werden durch grausamste Methoden zum Eierlegen gezwungen, leiden ihr ganzes Leben lang unter dem Missbrauch der Industrie und werden nach ca 1-2 Jahren – sobald sie keine Eier mehr produzieren – zum Schlachter gebracht (normale Lebenserwartung: 10 Jahre). Vorausgesetzt sie wurden nicht schon zuvor aufgrund ihres Geschlechtes geschreddert oder vergast. [20]

Aber was ist mit Bio??
Für mich ist Bio ein schwieriges Thema. Da nicht jeder vegan sein kann, finde ich es gut und richtig, dass es Bio-Fleisch, Bio-Eier und Bio-Milchprodukte gibt und dass sich mehr Leute darüber Gedanken machen, woher ihre Lebensmittel kommen. Aber ich finde auch, dass es oft ein Weg ist, das eigene Gewissen zu beruhigen. Man gibt ein wenig mehr Geld aus und leistet so seinen Beitrag zum Tierschutz.
Klarerweise leiden Tiere in der Biohaltung weniger. ABER die Vorstellung von frohlockenden Kühen, Schweinen und Hühnern, die auf grünen Weiden herumhüpfen, bis sie dann nach einem guten Leben ohne großes Leiden geschlachtet werden, ist einfach nicht richtig. Auch bei Bio werden Tiere eingesperrt. Sie werden gegen ihren Willen gehalten, nicht artgerecht zusammengepfercht und für den menschlichen Vorteil ausgenutzt. Sie werden zum Sterben geboren und oftmals in den gleichen Schlachthöfen geschlachtet, wie ihre Artgenossen aus der Massentierhaltung. [21] Dass Bio besser für die Umwelt ist, will ich aber natürlich auf keinen Fall bestreiten.
Auch beim Leder nehmen viele an, dass das Tierprodukt, das wir im Alltag gerne in Form von Schuhen, Jacken oder Taschen mit uns herumtragen, ein Nebenprodukt der lokalen Fleischproduktion ist („wenn schon ein Tier stirbt, dann können wir ja zumindest alles davon verwenden“). Leider stimmt das im Großteil der Fälle nicht. Das Leder hierzulande wird häufig aus Ländern importiert, in denen die Auflagen für Tierschutz sehr gering sind (Indien, Pakistan, etc.) und die Tiere großen Qualen ausgesetzt werden. [22]
Das Tierleid, das bei Tierversuchen in der Kosmetikindustrie verursacht wird, ist glücklicherweise den meisten Menschen schon bewusst und Tierversuche in diesem Bereich sind in Österreich zum Glück schon größtenteils verboten. Auch Zirkusse mit lebendigen Tieren werden von vielen Menschen schon gemieden, da Tiere sehr offensichtlich unter akrobatischen Kunststücken und dergleichen stark leiden.

Dieses Bewusstsein ist was Tierparks und Zoos betrifft leider noch nicht sehr verbreitet. Denn auch an solchen Orten werden Tiere gegen ihren Willen, oftmals nicht artgerecht auf zu engem Raum eingesperrt und zum menschlichen Vergnügen ausgenutzt. Apathisch, krank und in vielen Fällen depressiv, fristen vor allem nicht heimische Tiere in Zoos ein leidvolles Dasein. Oftmals werden ihnen sogar Antidepressiva verabreicht, um die Zoobesucher trotzdem unterhalten zu können. [23]
Die Menschenliebe

Vielleicht fragen sich jetzt manche, was denn vegan sein mit Menschenliebe zu tun haben soll, da geht’s doch nur um Tiere. Aber wenn man bedenkt, dass weltweit 795 Millionen Menschen an Hunger leiden [24], während gleichzeitig 1,4 Milliarden Rinder, 1,9 Milliarden Schafe und Ziegen, 980 Millionen Schweine und 19,6 Milliarden Hühner [25] Tag für Tag für die Fleisch, Milch- und Eierproduktion durchgefüttert werden, fragt man sich schon, was eigentlich los ist mit uns. Wenn wir das als Futtermittel eingesetzte Getreide zur menschlichen Ernährung verwenden würden, könnten wir den Welthunger komplett auslöschen.
Die Gerechtigkeit

Jedes Lebewesen (Mensch und Tier) hat in meinen Augen das Recht auf ein würdiges Leben ohne Folter, Gewalt und Missbrauch. Der Konsum und Gebrauch tierischer Produkte ist erwiesenermaßen nicht lebensnotwendig (I’m still alive) und es gibt keinen rationalen Grund, wieso Menschen andere Lebewesen konsumieren sollten. Der Mensch ist (bis auf ein paar Ausnahmen haha) intelligenter als andere Spezies auf dieser Erde. Diese Intelligenz impliziert aber nicht das Recht, uns über andere Spezies zu stellen und diese für unser Vergnügen und unseren Vorteil auszubeuten. Der vegane Lebensstil ist für mich dadurch vor allem ein Weg, die durch den Konsum von tierischen Produkten verursachte kognitive Dissonanz in meinem Gerechtigkeitsverständnis aufzulösen.

So, das war jetzt eine ziemlich umfangreiche Beschreibung der Gründe, wieso man überhaupt vegan wird und bleibt. Ich könnte bei allen genannten Themen noch sehr viel mehr in die Tiefe gehen (und das werde ich auch irgendwann noch), aber ich finde für den Anfang reicht das mal.
Ich will hier niemandem ein schlechtes Gewissen machen. Ich hoffe nur, dass dieser Beitrag vielleicht den einen oder anderen ein wenig zum Nachdenken oder vielleicht sogar zum Umdenken anregt. Man kann durch die täglich getroffenen persönlichen Entscheidungen mehr verändern als man vielleicht glaubt.
Besos,
